Cave-Syndrom – Isolation geht nach dem Lockdown weiter

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Corona

Früher war es für uns alle einfach ein gutes Bier. Mittlerweile ist es ein ätzender Virus, den wir wahrscheinlich alle nicht mehr hören können. Corona hat uns alle zu einer sehr besonderen Zeit in unserem Leben verholfen, bei der leider aktuell auch noch kein Ende in Sicht ist.

Lockdown

Das Wort war mir zwar bekannt, was das allerdings tatsächlich für einen bedeutet, habe ich erst 2020 am eigenen Leib erfahren. Das wohl isolierteste Jahr meines Lebens – unser aller Leben.

Ich selbst war knapp 1,5 Jahre im Home Office. Weihnachten und die Geburtstage haben mein Mann und ich letztes Jahr zu zweit verbracht, weil wir niemanden gefährden wollten.

Aktuelle Lage

Aber jetzt nimmt die Normalität langsam wieder Züge an und wir können wieder raus. Wir können Freunde und Familie treffen. Man kann mittlerweile sogar wieder in Clubs, Bars, ins Fußballstadion und auf Comedy-Shows, ins Kino und zu Hochzeiten mit 200 Personen. Das ist doch super! Oder?

Stellst du dir gerade folgende Frage: Doch was, wenn ich das gar nicht möchte, selbst wenn ich es wieder kann und darf?

Definition Cave Syndrom

Es könnte sein, dass du dann an dem sogenannten Cave-Syndrom leidest. Die Isolation und der Lockdown gehen für dich weiter, selbst, wenn er nicht mehr für alle gilt und keine Pflicht mehr ist, an die wir uns halten müssen. Wir haben in den vergangenen Monaten „beigebracht“ bekommen zu Hause zu bleiben, soziale Kontakte zu vermeiden und niemanden zu treffen. Teilweise wurde uns sogar mit Strafen gedroht, wenn wir uns dem entgegensetzen.

Früher war es für unser Unterbewusstsein eine Belohnung, wenn wir uns mit Freunden und der Familie getroffen haben. Wir sind soziale Wesen, die die Nähe zu anderen Menschen brauchen. Doch durch das Verhalten in den vergangenen Monaten wurde diese Art der Belohnung in eine Art Strafe umgewandelt, die manche Menschen auch nach dem Lockdown weiter im Gedächtnis haben.

Also nochmals zusammengefasst:

  • Du hast Angst davor dich mit anderen Menschen zu treffen, weil du Angst vor Konsequenzen hast. Das kann z.B. die Angst sein, sich mit Corona anzustecken.
  • Du lebst zu Hause isoliert und alleine. Vor Corona war das noch nicht so, da warst du noch oft mit Freunden unterwegs.
  • Wenn du dich mit anderen Leuten triffst, dann fühlst du dich nicht glücklich bzw. dein Belohnungssystem wird dadurch nicht angeregt. Du siehst es eher als Bestrafung.

Doch keine Angst. Wenn du dich in den „Symptomen“ wiedererkennst, heißt das nicht, dass du krank bist. Es handelt sich bei dem Cave-Syndrom nicht um eine Krankheit, sondern um eine Anpassungsreaktion und einen momentanen Bewusstheitszustand. Wenn du also aktuell noch keine Lust hast Leute zu treffen, dann ist das völlig in Ordnung. In der Regel sollte dieser Zustand in den kommenden Monaten vergehen, so lange bis dein Belohnungssystem wieder angekurbelt wird und du wieder Lust und Freude daran hast, Menschen zu treffen und auszugehen.

Generell gilt, dass die Personen, die vor Corona bereits isoliert und zurückgezogen gelebt haben, das vermutlich nach Corona auch noch tun werden. Doch Personen die davor eigentlich sehr oft aus waren und diesen Sommer trotzdem noch zurückgezogen gelebt haben, sollten dies hinterfragen und nicht einfach so hinnehmen.

Das kannst du tun

Es sagt niemand, dass du direkt auf eine Party mit hunderten von Menschen gehen sollst – im Gegenteil:

  • Treffe dich im kleinen Rahmen mit deiner Familie oder deinen liebsten Freunden.
  • Geh doch Abends mal zu deiner besten Freundin/deinem besten Freund auf ein Bier oder eine Tasse Tee.
  • Treffe dich in kleinen Runden mit deinen Azubikollegen zum lernen.

Du erkennst dich jetzt wieder in dem Blogbeitrag? Und das macht dir Angst, weil du denkst, dass du anders bist?

Die Angst ist völlig unberechtigt! Glaube mir, es gibt mehr Leute die solche Ängste haben, als du denkst. Ich selbst finde mich in den oben genannten Punkten auch wieder. Und auch ich muss erst wieder lernen wie es ist unter Menschen zu sein, wo teilweise vielleicht auch fremde Leute dabei sind. Das ist für mich die aktuelle Herausforderung.

Ein wirkliches Rezept gibt es gegen das Cave-Syndrom nicht. Es ist nur wichtig, dass man mit der Zeit wieder zurück in die „alte Normalität“ kommt – solange es Corona eben zulässt. Wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen soziale Kontakte, das liegt in unserer Natur. Also geh das Ganze langsam an, wenn es dich im ersten Moment überwältigt und überfordert.

Dann solltest du nach Hilfe fragen

Solltest du unter extremen Ängsten, Panikattacken oder Depressionen leiden, dann kontaktiere unbedingt professionelle Hilfe, zum Beispiel die deutschen Telefonseelsorge. Das übersteigt dann die oben genannten Punkte des Cave-Syndroms und benötigt Unterstützung. Sei mutig, habe keine Angst davor und suche dir Hilfe, auf die du vertrauen kannst:

Tel.: 0800 / 11 10 111
Tel.: 0800 / 11 10 222
Rund um die Uhr
www.telefonseelsorge.de
telefonseelsorge@diakonie.de

In diesem Sinne, gib auf dich acht und bleibe gesund,


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