Mobbing – for what?

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Ehrlich gesagt habe ich lange überlegt, ob ich diesen Beitrag überhaupt veröffentliche, habe lange mit mir gerungen, da dies doch ein sehr privater Teil meines Lebens ist. Doch warum sollte ich das länger für mich behalten, wenn es auch nur einem da draußen von euch den Mut gibt sich gegen Mobbing stark zu machen und sich zu wehren oder gar selbst mit Mobbing aufzuhören. Wenn ich das damit erreiche, dann hat sich dieser Beitrag schon 1000x gelohnt. Also, let´s go…



So war es bei mir

Hast du schon mal jemand ausgelacht? Jemanden beleidigt oder sogar körperlich angegriffen?

Beantworte diese Frage für dich im Stillen. Und dann beantworte noch, warum du das getan hast. Schöner wäre es natürlich, wenn die ersten Fragen alle mit nein beantwortet wurden.

Nach Daten der PISA-Studie aus dem Jahr 2018 wurden 6% der 15-jährigen Schülern sehr häufig gemobbt. Knapp 24% wurden durch Mitschüler mehrmals im Monat gemobbt. Im Berufsleben sieht es aber auch nicht anders aus, denn Mobbing zieht sich durch alle Altersschichten durch. Fast 30% der Befragten gaben nach einer Umfrage von Statista und YouGov an, Mobbing am Arbeitsplatz zu erfahren.

Was heißt das im Klartext? Naja, ganz einfach: Mobbing ist ein Problem, dass sich durch alle Altersschichten und alle Gesellschaftsschichten durchzieht – weltweit. Und genau dem gilt es entgegenzuwirken.

Ich selbst wurde auch gemobbt. Ich wurde gehänselt. Ich wurde ausgelacht. Ich wurde beschumpfen.

In meiner Zeit auf dem Gymnasium hatte ich kein leichtes Leben. Meine Mitschüler haben es mir leicht gemacht, sie nicht zu mögen. Das hat sich natürlich auch sehr stark in meinen Noten widergespielt. So lange, bis ich schließlich mit zwei 5-ern sitzen geblieben bin.

Ich wurde prinzipiell aus allem ausgeschlossen, wurde ausgelacht wegen meinen schlechten Noten und habe Hassbriefe erhalten.

Mein Jahrgang war der letzte G9-Zug auf dem Gymnasium (Abitur in 9 Jahren). Danach kam der G8-Zug (Abitur in 8 Jahren). Für mich hatte das eine klare Konsequenz. Als ich sitzen geblieben bin hieß es, dass die anderen vom Lernstoff schon so viel weiter sind, dass ich in die 6. Klasse zurückgehen hätte müssen. Alternativ konnte ich auf die Realschule wechseln und auch hier die 7. Klasse nochmals wiederholen. Dazu habe ich mich dann auch entschieden. Hier habe ich sehr schnell Anschluss gefunden und auch neue Freunde. Und zwar Freunde für´s Leben mit denen ich heute noch regen Kontakt habe.

Meine Erfahrung hat damals gezeigt, dass auf die Lehrer leider kein Verlass war im Bezug auf das Mobbing. Meine Worte bzw. gar schon Schreie wurden nicht gehört. Ich habe demnach zu dieser Zeit auch rebelliert, meine Eltern hatten kein leichtes Leben mit mir 😉

Ich möchte an dieser Stelle gar nicht sagen, dass ich mich immer zu 100% richtig verhalten habe. Im Gegenteil: ich habe gleiches mit gleichem vergolten. Ich habe über den Spin-Chat (damaliges Facebook) ein Mädchen beleidigt. Ich habe sie zum Cybermobbing-Opfer gemacht. Wie hat sie reagiert? Sie ist zur Polizei und hat mich angezeigt. Genau, zur Polizei. Also wurde ich vorgeladen wegen einer Anzeige zur Beleidigung. Ich wurde damit vom Opfer zum Täter.

Das Ende vom Lied war, dass die Anzeige zurückgezogen wurde und ich mich entschuldigt habe. Es hätte aber auch anders enden können und ich hätte vorbestraft in mein Leben starten können, wegen einer dummen Aktion. For what?

Doch was hat mich das gelehrt? Dass ich damit einfach nicht weit gekommen bin. Ich habe die Rolle umgedreht, weil ich dachte, damit stärken zu sein. Aber das hat mich nur noch in mehr Schwierigkeiten gebracht.

Ich bin der Meinung, dass kein Mensch der Welt Mobbing verdient hat. Heutzutage ist das ja leider noch eine Nummer anders als vor 15 Jahren. Heute haben wir mehr soziale Medien, die so eine Art von Hass befeuern und natürlich auch viel leichter machen. Geschrieben ist immer alles einfach, aber einer anderen Person ins Gesicht sagen ist nochmal eine andere Nummer.

Laut der DIVSI U25-STUDIE aus dem Jahr 2018 haben knapp 14% der 12-19-jährigen angegeben im Netz schon mal fertig gemacht worden zu sein. Im Vergleich dazu haben dies im Jahr 2014 lediglich 3% der Befragten angegeben. Damit ist mittlerweile ungefähr jeder 10. im Netz ein Cybermobbing-Opfer.

Allerdings gehe ich stark davon aus, dass all diese Zahlen nicht der Realität entsprechen, denn viele trauen sich einfach nicht zuzugeben, dass sie gemobbt werden, weil sie dadurch schwach wirken könnten. Die Dunkelziffer wird noch um einiges höher sein.

Deshalb wird gemobbt

Warum wird jemand gemobbt? Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben:

  • Du bist „anders“als die anderen, wegen deiner Religion, deiner Hautfarbe, deinem Aussehen, deiner Sprache, deiner Kleidung usw.
  • Du wirkst schwach und verletzlich und bist deshalb ein leichtes Opfer, weil du dich vermeintlich nicht wehren wirst oder kannst.
  • Der Täter möchte sich dadurch stark fühlen, weil er dir gegenüber überlegen ist. Er möchte einen Machtkampf ausführen.

Tipps gegen Mobbing

Ich möchte dir hier nun ein paar Tipps mit auf den Weg geben wie du reagieren kannst, wenn du selbst gemobbt wirst:

  • Reagiere nicht darauf: Wenn dich jemand mobbt, dann mit dem Ziel eine Reaktion zu erhalten. Lass diese Person einfach links liegen und schenke ihr keine direkte Reaktion. Gehe nicht auf das gesagt ein. Wenn du aber reagierst, dann mit der Aussage, dass die Person aufhören soll. Gehe der Person aber am besten einfach aus dem Weg.
  • Schlage ihn nicht mit den eigenen Waffen: Das heißt, dass du nicht selbst zum Mobber werden sollst. Das bringt weder dich weiter, noch bringt es eine Lösung des Teufelskreis herbei. Mach nicht den gleichen Fehler wie ich damals, du hast gelesen wie das enden kann.
  • Stehe darüber: Ich weiß, dass ist schwer. Aber wenn du dem Mobber das Gefühl gibst, dass er dich hat, dann wird es nur noch schlimmer. Zeige ihm, dass du darüber stehst und das du dich von dem Gesagten nicht beeindrucken lässt.
  • Sprich mit jemanden darüber: Suche Rat bei deiner besten Freundin oder deinem besten Freund. Dieser Person vertraust du dir vermutlich am meisten an. Gehe zu einem Erwachsenen, sei es ein Lehrer oder deine Eltern oder dein Azubi-Betreuer. Wichtig ist, dass du es ansprichst und vor allem auch mal aussprichst.

Das größte Problem an der Sache ist, dass sich viele einfach nicht trauen was zu sagen, weil sie Angst haben, dann schwach zu wirken oder weil sie Angst davor haben, dass das Mobbing noch schlimmer wird. Man lässt sich dann einfach vieles eine ganze Zeit lang gefallen. Aber das muss gar nicht sein, wenn du dich einfach traust was zu sagen und dich selbst auch mal verteidigst.

Ich appelliere aber auch inständig an alle, die schon mal Täter von Mobbing waren: HÖR AUF DAMIT! Es liegt bei dir selbst, du triffst die Entscheidung. Bist du der Täter oder kann man sich einfach normal verhalten, ohne ständig jemand anders in die Pfanne zu hauen?!

Du kannst es besser machen und jeder hat auch eine zweite Chance verdient! Wenn du Opfer von Mobbing bist, dann suche das Gespräch mit deinen Eltern, deinen Freunden, deiner Familie oder mit deinen Lehrern oder Azubibetreuern. Gib Mobbing keine Chance! Und habe keine Angst davor ausgelacht zu werden.

Ich persönlich denke, dass nahezu jeder schon mal, in welcher Form auch immer, Mobbing erlebt hat. Es steht nur ein Bruchteil dazu. Erhebe deine Stimme und wehre dich, das ist dein gutes Recht!

Erkrankungen durch Mobbing

Mobbing kann zu psychischen und physischen Erkrankungen der Opfer führen, das kann man in etlichen Studien nachlesen. Wenn man während der Schulzeit gemobbt wird, kann sich das stark auf die Noten und damit auf die Zukunft eines Einzelnen auswirken. Bei mir war es im Grunde genau so – zunächst. Ich bin sitzen geblieben und musste das Abi nachholen.

Aber das hat mich nicht davon abgehalten weiter zu machen. Ich hätte auch einfach aufgeben können, damit hätten meine Mobber gewonnen. Ich habe aber mittlerweile eine abgeschlossene Ausbildung und ein BWL-Studium in der Tasche und habe einen guten Job, all den Mobbern zum Trotz. Und genau das kannst du auch! Das weiß ich!

Könnte ich heute nochmals zu meinem 14-jährigen Ich sprechen würde ich ihm raten: wehre dich früher und werde laut, lass das alles nicht so nah an dich ran und nimm es dir nicht zu Herzen, lass die Personen links liegen und rede früher mit deinen Eltern.

Also, du hast die Wahl: willst du so weiter machen wie bisher oder willst du etwas ändern?

In diesem Sinne, bis ganz bald,

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