Viele Azubis möchten oder müssen während der Ausbildung einen Minijob machen. Ich erzähle dir in diesem Beitrag auf was du dabei unbedingt achten musst und welcher Stundenlohn dich dabei erwarten wird.
Gründe für einen Minijob
Es gibt verschiedene Gründe die dafür sprechen, dass du einen Minijob während deiner Ausbildung machst. Ich führe dir hier mal ein paar mögliche Gründe auf:
- Geld -> du möchtest/musst nebenher etwas dazu verdienen
- Spaß -> dir macht die Arbeit Spaß und du hast Freude daran
- Möglichkeit bietet sich an -> bei deinem Ausbildungsplatz kannst du am Wochenende nebenher auf Minijob Basis arbeiten – anstatt Überstunden bekommst du damit das Geld ausbezahlt
Fallen dir noch mehr Gründe ein? Schreib sie gerne in die Kommentare!
Darauf musst du achten
Du kannst zwar relativ unkompliziert einen Minijob annehmen, doch du musst ein paar Sachen dabei beachten, damit du keinen Ärger mit deinem Arbeitgeber bekommst.
Informationspflicht
Du musst deinen Arbeitgeber, damit meine ich deinen Arbeitgeber der Ausbildung, darüber informieren, dass du einen Nebenjob hast. Es spricht generell nichts dagegen, dass du einen Nebenjob hast. Doch wenn die folgenden zwei Punkte zutreffen, kann dein Arbeitgeber den Minijob während der Ausbildung untersagen:
- Verletzungs-/Gefährdungspotential: In deinem Minijob übst du gefährliche Sachen aus und hast damit ein erhöhten Verletzungsrisiko? Dann kann dein Arbeitgeber diesen Job verbieten. Er hat ja schließlich kein Interesse daran, dass du dich bei deinem Minijob verletzt und dann 6 Wochen in deiner Ausbildung ausfällst.
- Konkurrenzunternehmen: Sollte dein Minijob bei der Konkurrenz von deiner Ausbildung sein, ist es denke ich verständlich, dass dein Arbeitgeber dem nicht zustimmt. Es könnte sein, dass du Betriebsgeheimnisse preisgibst und damit das Geschäft gefährdest.
Ruhezeiten/Arbeitszeiten
Generell ist die maximale Arbeitszeit gesetzlich vorgeschrieben. Diese darfst du in der Summe mit deiner Ausbildung und deinem Minijob nicht überschreiten:
- Minderjährig: max. 8 Stunden täglich, 40 Stunden wöchentlich, 5 Tage pro Woche
- Volljährig: max. 48 Stunden wöchentlich, 6 Tage pro Woche
Insgesamt musst du zwischen zwei Schichten 11 Stunden Pause einlegen. Allerdings gibt es hier Unmengen von Ausnahmen. Bei mir in der Hotelfachausbildung gab es zum Beispiel jede Menge Ausnahmen. Die Ruhezeit hat hier z.B. nur 10 Stunden zwischen zwei Schichten betragen. Achte darauf, diese Zeiten auch einzuhalten, wenn du nicht in einem Job arbeitest der besondere Anforderungen hat.
Maximaler Verdienst
Generell heißt ein 450€-Job nicht ohne Grund so 🙂 Das heißt du kannst im Monat i.d.R. maximal 450€ verdienen – bis jetzt. Denn ab Oktober 2022 erhöht sich diese Grenze auf 520€, das heißt du darfst max. 520€ pro Monat verdienen.
Gehen wir von der aktuellen Lage (März 2022) aus: In der Summe musst du auf jeden Fall darauf achten, dass du pro Jahr nicht mehr als 5.400€ verdienst. Denn alles über dieser Summe ist kein Minijob mehr, sondern ein Job, der sozialversicherungspflichtig ist. Das kannst du auch nochmals im Detail bei der Minijob-Zentrale nachlesen.
Achten am Besten einfach darauf, dass du im Monat nicht über die 450€ kommst – und wenn dann nur im Sonderfall, sodass du im Jahr unter den 5.400€ bleibst. Ansonsten musst du nämlich Abgaben bezahlen, die dich dann ein paar Stunden von deinem Minijob kosten.
Betrachten wir nun den Fall ab Oktober 2022: ab hier steigt die Grenze auf 520€/Monat. Das heißt die Obergrenze pro Jahr steigt auf 6.240€, die du nicht überschreiten solltest.
Dein Stundenlohn
So viel schon mal vorweg: der Stundenlohn, der dir im Minijob bezahlt werden muss, greift nicht automatisch auch für deine Ausbildung. Denn Ausbildungen sind nicht dem Mindestlohn verpflichtet (traurigerweise!).
Im folgenden Bild siehst du die Entwicklung des Mindestlohns von den vergangenen Jahren. Wie man sieht findet im Oktober 2022 ein enormer Sprung statt – wir können uns also schon mal freuen 🙂
Was heißt denn nun Mindestlohn überhaupt? Naja ganz einfach: diesen Lohn muss dein Arbeitgeber dir mindestens pro Stunde bezahlen.
Lass uns das mal kurz durchrechnen. Aktuell liegt der Mindestlohn bei 9,82€ und du darfst maximal 450€ verdienen. Das wären dann im Monat ca. 46 Stunden und pro Woche ca. 11,50 Stunden.
Wenn wir nun ab Oktober rechnen, mit einem Mindestlohn von 12€ und einer Obergrenze von 520€, dann kannst du pro Monat ca. 43 Stunden arbeiten und pro Woche ca. 11 Stunden.
Fordere den Mindestlohn auch wirklich bei deinem Minijob-Boss ein! Dir steht dieser Mindestlohn gesetzlich zu, also schau auch, dass du ihn wirklich bekommst!
Deshalb finden die Erhöhung nicht alle gut
Viele Gewerkschaften sind der Meinung, dass die Erhöhung der Obergrenze vom Minijob dazu führt, dass normale Jobs immer mehr verdrängt werden. Ein weiteres Problem ist, dass du bei einem Minijob keine Sozialabgaben bezahlst und damit auch nicht in die gesetzliche Rente einbezahlst. Das führt dazu, dass deine Rente geschmälert wird.
Ein weiterer negativer Aspekt ist, dass es sich hier um eine Teilzeit-Falle handelt. Viele Arbeitgeber könnten die Erhöhung der Obergrenze als Argument nehmen, die Mitarbeiter nicht voll zu beschäftigen sondern als Minijobber. Dadurch hast du allerdings auch kein Anspruch auf Urlaubs- oder Krankengeld. Außerdem hast du keinen besonderen Kündigungsschutz, da du als Minijobber nicht unbefristet eingestellt werden kannst.
Ich möchte dir die Erhöhung hiermit gar nicht schlecht reden, ich bin absolut Pro Stundenlohnerhöhung und finde, dass das längst überfällig ist. Allerdings ist auch nicht alles immer Gold was glänzt, das sollte einem einfach auch bewusst sein. Hinterfrage alles immer kritisch und nimm nicht einfach alles immer so hin.
Ich hoffe nun, dass ich bei dem Thema Minijob etwas Licht ins Dunkle bringen konnte. Vor allem ist es wichtig, dass du auf die Erhöhungen im Oktober achtest! Wie du deinen Azubilohn noch zusätzlich aufbessern kannst, findest du in meinem Beitrag zu Mitarbeiter-Benefits.
Hinterlasse hier gerne einen Kommentar, ob du bereits einen Minijob hast oder nicht bzw. was du davon hältst.
In diesem Sinne, bis ganz bald
Lisa Kühn
Lisa hat AZUBeasy mit dem Ziel gegründet Azubis während der Ausbildung zu unterstützen. Jeder Azubi hat das Recht auf einen entsprechenden Support – Infos, die man in der Schule & dem Betrieb nicht bekommt. Hör beim Podcast von AZUBeasy rein – hier sind spannende Interviews mit (ehemaligen) Azubis zu finden. Viel Spaß beim stöbern!