Hausrat, Haftpflicht, Vollkasko, Teilkasko, Rechtsschutz, Krankenversicherung und so weiter… Puh, da soll noch jemand verstehen was man wirklich braucht?! In diesem Beitrag erkläre ich dir, welche Versicherung für dich in der Ausbildung wirklich wichtig sind und auf welche du verzichten kannst.
Das musst du beachten
Es gibt unzählige Versicherungen, aber du brauchst bei weitem nicht alle, vor allem nicht in der Ausbildung. Bei einer Versicherung geht es im Wesentlichen darum etwas abzusichern, dass kaputt gehen kann oder das nicht mehr existieren kann z.B. durch einen Unfall. Das kann zum Beispiel passieren, wenn dir das IPhone von deinem Freund runterfliegt und kaputt geht, oder wenn du einen Arbeitsunfall hast und dadurch nicht mehr arbeiten kannst.
Leider wird oft mit der Angst der Menschen Geld verdient. Einige Versicherungen sind leider nicht wirklich sinnvoll oder nützlich, sollen aber dazu dienen deine Angst abzudecken. Lass dir keine Angst machen und achte darauf, dass du nicht irgendwann überversichert bist, weil du jeden Schritt und Tritt absichern lässt – das kostet dich nur unnötig Geld und bringt oftmals nicht den Nutzen, den du dir erhoffst!
Im folgenden erkläre ich dir die wichtigsten und gängigsten Versicherungen und zeige dir, welche du wirklich unbedingt brauchst und welche aktuell noch unwichtig sind. Ob diese in der Zukunft wichtig werden, entscheidet sich je nach Lebensgrundlage von dir. Deshalb hier noch der Hinweis, dass es sich hier um eine allgemeine Empfehlung handelt und nicht auf jeden zutrifft. Wir alle sind individuell und haben unterschiedliche Leben – deshalb solltest du deine Versicherung auch entsprechend anpassen.
Versicherungen die wichtig sind
Nun zeige ich dir auf, welche Versicherungen du wirklich brauchst. Das sind nur wenige und dafür wirklich entscheidende, wenn es wirklich drauf ankommt.
Krankenversicherungen
Duale Ausbildung (= in einem Betrieb & du verdienst Geld)
Sobald du Azubi bist, bist du gesetzlich dazu verpflichtet eine Krankenversicherung abzuschließen. Wenn du eigenständig Geld verdienst fliegst du automatisch aus der Familienversicherung raus! Du solltest dir also am besten vor der Ausbildung, jedoch spätestens 14 Tage nach dem Beginn, eine Krankenkasse heraussuchen. Solltest du dir keine aktiv raus suchen, meldet dich dein Arbeitgeber automatisch bei der Krankenkasse, bei der du zuvor über deine Eltern familienversichert warst.
Es gibt über die verschiedenen Krankenkassen unterschiedliche Bonusprogramme, bei denen du extra Punkte oder sogar Geld sammeln kannst, wenn du bestimmte Ziele erreichst (z.B. Schrittziele oder bestimmte Gesundheitsprogramme oder Sportprogramme o.ä.).
Geringfügigkeitsgrenze: Wenn du monatlich weniger als 325€ verdienst, musst du keine Beiträge an die Krankenversicherung bezahlen. Dein Arbeitgeber übernimmt in diesem Fall die vollen Kosten.
Schulische Ausbildung (= nur in der Schule & du verdienst kein Geld)
Wenn du eine schulische Ausbildung machst und nichts verdienst, kannst du ggf. bei deinen Eltern weiterhin in der Familienversicherung bleiben.
Du bist normalerweise bis du 18 Jahre als bist in der Familienversicherung. Wenn du danach eine schulische Ausbildung oder ein Studium startest, bleibst du in der Familienversicherung, sofern es sich hier um deine 1. Ausbildung handelt! Wenn du bereits ein Studium abgeschlossen hast und dann eine schulische Ausbildung startest, gilt das als 2. Bildungsweg und du musst dich ggf. eigenständig versichern – das ist natürlich teurer als über die Familienversicherung.
Jetzt gilt es noch zu beachten, dass das ganze auch nur gilt, bis du max. 25 Jahre als bist. Danach musst du dich so oder so eigenständig versichern. Aber natürlich gibt es auch hier Ausnahmen, wenn du z.B. ein soziales Jahr machst. Hier gilt es auch noch Verdienstgrenzen zu beachten.
Wenn du also deine erste schulische Ausbildung absolvierst, dann kannst du dich normalerweise über deine Familie absichern. Spreche dazu am besten mal mit deinen Eltern oder ruft gemeinsam direkt bei der Krankenversicherung an, bei der du versichert bist um auf Nummer sicher zu gehen.
Achtung: wenn du z.B. 18 bist und deine schulische Ausbildung beginnst, bist du zwar i.d.R. in der Familienversicherung. Wenn du aber dann 3 Jahre später mit 21 Jahren deine schulische Ausbildung abschließt, dann bist du ab dem Tag, ab dem deine schulische Ausbildung offiziell beendet ist, nicht mehr familiensichert. Das ist ganz, ganz wichtig zu beachten! Deshalb solltest du dich unbedingt schon vor dem Ende deiner schulischen Ausbildung mit dem Thema beschäftigen.
Privathaftpflichtversicherung
Eine Privathaftpflichtversicherung ist keine Pflichtversicherung, wird aber von vielen gefordert, dass dies gesetzlich vorgeschrieben wird. Denn: eine Haftpflichtversicherung deckt alle Schäden gegenüber anderen ab. Hier kommt wieder das Beispiel mit dem IPhone. Dir fliegt das Handy von deinem Freund aus der Hand und dabei springt der Display. Das ist ein typischer Fall für deine Privathaftpflichtversicherung.
Ein Handy kann hier noch ein „günstiges“ Beispiel sein. Schwieriger bzw. teuer wird es, wenn es um Schäden an Personen geht (wo es dann schnell in den Millionenbereich geht) oder wenn es um Schäden an Autos oder an Gebäuden geht. Das kann dich dann auch ganz schnell in den Ruin treiben, wenn du diese Schäden aus eigener Tasche bezahlen musst.
Eine Haftpflichtversicherung ist auch nicht teuer, da sprechen wir von ein paar Euro im Monat. Kümmere dich hier also unbedingt darum. Hier greift übrigens wieder das Prinzip der Familienversicherung – spreche hier also wieder mit deinen Eltern, ob du über diese ggf. mit versichert bist.
Hausratversicherung
Eine Hausratversicherung ist dann wichtig, wenn du in deiner eigenen Wohnung lebst. Du kannst dir vorstellen, dass eine Hausratversicherung alles abdeckt was herunterfliegen würde, wenn du deine Wohnung einmal auf den Kopf drehst. Alles, was fest in der Wohnung verbaut ist, ist normalerweise über die Gebäudeversicherung abgedeckt. Alles, was runterfliegen würde, über die Hausratversicherung. Wobei das auch zu differenzieren gilt, denn wenn dir die Küche in der Wohnung gehört, ist diese ebenfalls über die Hausratversicherung abgedeckt und sie würde ja auch nicht runterfallen 🙂
Oftmals sagt man, dass eine Hausratversicherung erst dann sinnvoll ist, wenn du wertvolle Möbel oder Gegenstände in deiner Wohnung hast, die bei Diebstahl, Brand, Wasserschäden oder ähnlichem zerstört werden könnten. Und der Schaden wäre dann immens hoch. Das stimmt zwar, ich habe aber auch noch einen weiteren Vorteil, was für eine Hausratversicherung spricht:
Vor einigen Jahren hatten wir in unserer Wohnung einen Wasserschaden, der durch Leitungswasser verursacht wurde. Leider hatten wir aus diversen Gründen zu der Zeit keine Hausratversicherung. Wir hatten keine teuren Möbel, dass war nicht weiter schlimm, dass die kaputt gegangen sind – natürlich ärgerlich, aber kein Weltuntergang! Was tatsächlich viel kostspieliger war bzw. hätte sein können ist, dass wir ausziehen mussten, da die Wohnung kernsaniert wurde. Für fast 6 Monate haben wir also in einer Überbrückungswohnung gelebt, die sich erfreulicherweise so ergeben hat. Hätten wir eine Hausratversicherung gehabt, hätte die für die 6 Monate die Unterkunft bezahlt! Wir hätten uns eine Ferienwohnung nehmen können, die die Versicherung bezahlt hätte. Und ich finde, dass ist eine viel wertvollere Leistung als ein Billy-Regal zu ersetzen.
Berufsunfähigkeitsversicherung
Die Berufsunfähigkeitsversicherung versichert deine Arbeitsleistung bzw. deine Arbeitskraft. Es ist nämlich so, dass wenn du länger ausfällst, weil du krank bist oder einen Arbeitsunfall hattest, dann bekommst du zwar im ersten Moment Krankengeld, dass wird aber ganz schnell gekürzt. Und die paar Euro, die du dann noch bekommst, reichen oft zum Leben nicht aus. Deshalb ist die Berufsunfähigkeitsversicherung eine der wichtigsten Versicherungen, die du abschließen musst, sobald du ins Berufsleben startest.
Die Leistungen der gesetzlichen Versorgung reichen bei weitem nicht aus, um genug Geld zur Verfügung zu haben. Auszubildende haben meist keinen Anspruch auf eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Diesen Schutz gibt es nämlich erst nach einigen Jahren im Arbeitsleben.
Übrigens ist es so, dass umso früher du die Versicherung abschließt, umso günstiger ist sie für dich, da sie eine Versicherung ist, die sich nach dem Alter richtet. Wenn du jung bist, bist du normalerweise gesund, d.h. du hast noch nicht so ein hohes Risiko aus dem Beruf herauszufallen. Außerdem ist sie unterschiedlich teuer, je nachdem, welchem Berufsrisiko du ausgesetzt bist. Wenn du also einen normalen Bürojob hast, hast du natürlich ein geringeres Risiko, als wenn du Dachdecker lernst und tagtäglich einem Risiko ausgesetzt bist. Deshalb gilt hier echt, umso früher du sie abschließt, umso besser und günstiger.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung greift übrigens i.d.R. auch, wenn du einen Unfall hattest und deinen eigentlichen Beruf nicht mehr ausüben kannst und deshalb eine Umschulung machen musst. Die Zeit der Umschulung bzw. die Umschulung selbst wird i.d.R. auch von der Berufsunfähigkeitsversicherung getragen. Informiere dich hier am besten direkt bei der Versicherung, welche Leistungen abgedeckt sind.
Weitere Versicherungen
Es gibt darüber hinaus natürlich noch etliche weitere Versicherungen. Ich gehe im Folgenden noch auf die gängigsten ein, es gibt aber noch viel, viel mehr. Die werde ich hier aber nicht alle behandeln, das würde den Rahmen sprengen.
Diese Versicherung schließt zusätzliche Leistungen wie z.B. Zahnzusatzversicherung, Wahlleistung bei einem stationären Aufenthalt oder auch Auslandsreisekrankenversicherungsschutz ab. Normalerweise brauchst du diese Versicherungen in der Ausbildung noch nicht. Damit kannst du dir also noch Zeit lassen. Check auch mal ab ob in deiner Krankenversicherung vielleicht schon eine Auslandsreisekrankenversicherung mit drin ist – oftmals ist das auch vielleicht über das Reisebüro oder die Kreditkarte, mit der man bezahlt abgedeckt.
Die Unfallversicherung stellt eine zusätzliche Absicherung dar, wenn du z.B. ein extremes Hobby hast. Normalerweise genügt aber eine Berufsunfähigkeitsversicherung aus, da du mit dieser deine Arbeitsleistung absicherst. Eine Unfallversicherung deckt hier bei weitem nicht das ab, was eine Berufsunfähigkeitsversicherung abdeckt. Die Unfallversicherung brauchst du also i.d.R. nicht wirklich als Azubi.
Die Rechtsschutzversicherung kann man in folgende Teile slippen: Privat- und Berufsrechtsschutz für Nichtselbstständige/Selbstständige, Verkehrsrechtsschutz, Eigentümer- oder Mieterrechtsschutz. Eine Rechtsschutzversicherung ist relativ teuer, wenn du alle Teile versichern möchtest. Mit der Versicherung bist sind deine Anwaltskosten abgedeckt, wenn du z.B. vor das Arbeitsgericht musst. Normalerweise brauchst du die Versicherung in der Ausbildung noch nicht, da sie einfach auch zu teuer ist (mehrere Hundert Euro pro Jahr).
Eine Kfz-Versicherung brauchst du, sobald du ein Auto, ein Roller, ein Motorrad oder einen Scooter hast. Damit deckst du Schäden an dir bzw. am Fahrzeug und/oder am Fahrzeug bzw. an der geschädigten Person direkt ab. Solltest du also nicht mit den Öffis unterwegs sein sondern mit dem eigenen Auto, brauchst du die Versicherung unbedingt!
Steuerlich absatzbare Versicherungen
Einige Versicherungen kannst du von der Steuer absetzen. Eine Steuererklärung lohnt sich ja durchaus für dich als Azubi, das habe ich ja schon mal in einem ausführlichen Artikel zusammengefasst.
Du kannst von der Steuer immer diese Dinge absetzen, die dazu dienen, deinen Beruf auszuüben. Du kannst also die Versicherungen absetzen, die der Vorsorge dienen. Als Vorsorge gelten die Versicherungen, die entweder die Gesundheit oder das Vermögen absichern.
Du kannst also folgende Versicherungen von der Steuer als Werbungskosten absetzen, bis zu einem Höchstsatz von 1.900€:
- Krankenversicherung
- Pflegeversicherung
- Rechtsschutzversicherung -> nur der Berufsrechtsschutz
- Arbeitslosenversicherung
- Haftpflichtversicherung
- Erwerbs- und Berufsunfähigkeitsversicherung
- Unfallversicherung
- Altersvorsorgeleistungen
Wenn du deine Steuererklärung mit einer Steuersoftware oder eine App machst, dann schlagen dir diese Systeme eigentlich vor, dass du die Höhe deiner Versicherungen angeben sollst. Solltest du die Steuererklärung über einen Steuerberater machen, dann hat er sowieso den Durchblick und sagt dir, was absetzbar ist und was nicht.
Wo Versicherung abschließen
Du hast im Prinzip 3 verschiedenen Möglichkeiten jetzt eine Versicherung abzuschließen:
- Du gehst online direkt auf die Seite einer bestimmten Versicherung oder rufst dort an und schließt direkt bei der Versicherung selbst die Versicherung ab.
- Du suchst dich durch Vergleichsportal und entscheidest dich dann für eine der Versicherungen und schließt diese direkt über das Portal ab.
- Du gehst zu einem Versicherungsmakler der dich entweder unabhängig berät (oft auf Honorarbasis, d.h. zu zahlst einen Fixbetrag und er berät dich komplett unabhängig) oder auf einem Provisionsmodell (d.h. er bekommt eine Provision von der Versicherung direkt, zu bezahlst nix).
Du kannst hier ganz frei wählen, was auch immer du für dich selbst am Besten findest. Es kommt meiner Meinung tatsächlich darauf an, wie gut du dich mit der Thematik auskennst. Umso besser du im Bilde bist, umso selbstständiger kannst du handeln. Wenn du also voll weißt welche Versicherung du brauchst und was alles abgedeckt sein soll, kannst du dich einfach selbst durch die Vergleichsportale wühlen. Wenn du noch keine Ahnung hast, was eigentlich wichtig für dich ist und was du wirklich brauchst, dann solltest du eher einen Versicherungsmakler zur Hand ziehen.
Fazit
Wie du merkst, gibt es jede Menge Versicherungen die man abschließen kann. Die einen sind sinnvoller und nützlicher als die anderen. Alle haben sicherlich (zumindest teilweise) irgendwo ihre Berechtigung. Aber wenn du nur einen kleinen Geldbeutel hast, solltest du clever entscheiden welche Versicherung du wirklich brauchst und welche eher (noch) sinnlos oder überflüssig für dich sind.
Du brauchst auf jeden Fall eine Krankenversicherung (Pflichtversicherung), eine Haftpflichtversicherung und im Besten Fall eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Diese Versicherungen sind teilweise auch über deine Eltern versichert, unter bestimmten Voraussetzungen. Und du kannst sogar davon einen Teil von der Steuer absetzen!
In meinem Interview mit zwei Versicherungsmaklern wurde das alles nochmals genau diskutiert, höre deshalb auch gerne nochmals hier ins Interview rein:
Welche Versicherungen hast du bereits? Und welche wirst du dir nach dem Beitrag jetzt ggf. noch holen? Schreib´s mal in die Kommentare.
In diesem Sinne, bis ganz bald
Lisa Kühn