Hast du das Gefühl, dass dein Ausbilder bzw. deine Ausbilderin manchmal zu hohe Anforderungen an dich als Azubi hat? Oder fühlst du dich manchmal sogar unterfordert? In diesem Beitrag erfährst du, was du in beiden Fällen unternehmen kannst um dem entgegenzuwirken.
Es kann in sehr unterschiedlichen Situationen dazu kommen, dass die Anforderungen von einer der beiden Seiten falsch sind. Dadurch entsteht ein Konflikt, denn entweder du fühlst dich völlig überfordert und weißt gar nicht mehr wohin mit dir. Oder aber du bist maßlos unterfordert und langweilst dich zu Tode. Dem ganzen wollen wir entgegenwirken, weshalb wir jetzt erst mal klären wo das Problem liegt, um anschließend an die Lösung ranzugehen – sowohl bei einer Überanforderung, als auch bei einer Unteranforderung.
Zu hohe Anforderungen
Wenn dein Chef oder deine Kollegin zu hohe Anforderungen and dich hat, kann das wirklich sehr belastend sein, weil du einem ständigen Druck ausgesetzt bist. Doch das muss nicht sein.
Ursachen
Mögliche Ursachen, warum dein Chef oder deine Chefin zu hohe Anforderungen an dich hat, können folgende sein:
- Weitblick: Für deinen Vorgesetzten ist es nicht ersichtlich in welchen Projekten du überall involviert bist. Es kann außerdem sein, dass dein Chef nicht genau weiß, was bei dir gerade alles auf dem Tisch liegt. Das kann dazu führen, dass du immer noch mehr Arbeit und immer noch mehr Projekte bekommst.
- Vergesslichkeit: Es kommt tatsächlich immer wieder vor, dass Vorgesetzte oder Kollegen vergessen, dass du Azubi bist. Das bedeutet du musst zusätzlich noch Lernen, ein Berichtsheft schreiben, fehlst wegen dem (Block-) Unterricht und gehst (hoffentlich) regelmäßig auf Schulungen oder Seminare. Wenn dein Umfeld bei der Arbeit das vergisst, laden sie dir meist mehr Arbeit und Aufgaben auf, als die als Azubi eigentlich zugestanden werden kann.
- Personalmangel: Leider ein klassisches Problem, dass in der Zukunft mit Sicherheit auch nicht weniger werden wird. Überall fehlt es an Fachkräften. Du bist die Fachkraft von morgen, weshalb deine Chefs dich oftmals vielleicht komplett einspannen oder auch zu viel einspannen, weil sie oft leider keine andere Chance in dem Moment haben.
- Übermotivation: Deine Chefin sieht in dir vielleicht super viel Potential und will das komplett aus dir heraus kitzeln. Dadurch sind die Anforderungen und die Erwartungshaltung oft sehr hoch, was zu unnötigem Stress bei dir führen kann, was wiederrum in Fehlern oder Überforderungen enden kann.
- Kommunikationsproblem: Oftmals ist es leider so, dass falsch oder auch gar nicht kommuniziert wird. Wenn du deine Ziele nicht klar mit deiner Führungskraft oder deinem Ausbilder absteckst, dann redet man aneinander vorbei und hat falsche Vorstellungen und damit auch Anforderungen.
- Unternehmensziele: Die Ziele des Unternehmens sind vielleicht so massiv hoch und auch vielleicht super unrealistisch, dass du von deinem Vorgesetzten oder deinem Ausbilder auch entsprechend Druck bekommst. Denn alle Mitarbeiter müssen gemeinschaftlich diese Ziele erreichen, also auch du als Azubi.
- Zeitdruck: Wenn die Arbeit super schnell erledigt werden muss, musst du Gas geben. Das kann zu höheren Ansprüchen und Erwartungen führen, die dein Vorgesetzter oder deine Kollegen an dich haben. Das führt bei dir wiederrum zu enormen Druck, was echt belastend sein kann.
Maßnahmen
Um dem ganzen nun positiv entgegenzuwirken und dich selbst auch zu schützen, gebe ich dir jetzt ein paar Maßnahmen mit auf den Weg, die du anwenden kannst:
- Gespräch suchen: Normalerweise gibt es ein jährliches Mitarbeitergespräch (siehe dazu auch dieser Blogbeitrag von mir zum Thema Mitarbeitergespräche), dass du nutzen kannst um die Ziele klar zu definieren und zu besprechen. Sowohl die Ziele vom Unternehmen, als auch die Ziele von dir persönlich und auch die Ziele von deinem Chef an dich sollten hier besprochen werden. Wenn du offen kommunizierst, kannst du an dieser Stelle nur gewinnen, denn: wenn die Fronten geklärt sind, weiß jeder von euch, auf was er sich einlässt.
- Nein sagen: Es ist völlig in Ordnung und sogar oft auch ein Muss, als Azubi „Nein“ zu sagen. Viele Azubis denken, sie dürfen das nicht. Im Gegenteil: oft musst du für deine Rechte einfach so massiv einstehen, dass du einfach Nein sagen musst um klare Grenzen zu ziehen, wenn es einfach zu viel wird.
- Hinweisen: Wie oben beschrieben ist es leider oft so, dass Vorgesetzte oder Kollegen vergessen, dass du Azubi bist. Mach es ihnen nicht zum Vorwurf, sondern erinnere sie einfach nett daran. Weise darauf hin, dass du dein Berichtsheft noch schreiben musst und bald wieder Berufsschule hast. Das Projekt bekommst du deshalb nicht fertig und musst es einfach wieder übergeben. Das müssen sie dann aber auch akzeptieren.
- Keep cool: Lass das alles nicht zu sehr an dich ran. Ich weiß: leichter gesagt als getan. Aber wenn du eine klare Grenze ziehst und dich ab und zu in deine Kollegen oder deine Chefin reinversetzt und verstehst, wie viel Druck sie haben, dann verstehst du vielleicht, wieso sie so hohe Anforderungen an dich haben. Wenn es die Situation zulässt, steh einfach drüber. Es werden auch wieder ruhigere Zeiten kommen.
- Einschätzen: Versuche mit der Zeit deine Kollegen und Vorgesetzten besser zu verstehen. Lerne sie besser kennen, unterhalte dich mehr mit ihnen. Wenn du verstehst, wie sie ticken, was ihnen wichtig ist und wo genau ihre hohen Prioritäten liegen, kannst du einfacher ihren ggf. zu hohen Anforderungen gerecht werden. Du weißt genau, an welcher Stellschraube du drehen musst und was einfach die höchste Priorität für sie hat.
Zu geringe Anforderungen
Es gibt aber durchaus auch die Möglichkeit, dass die Anforderungen an dich zu gering sind. Dass du keine richtigen Aufgaben und Projekte bekommst, weil man sagt du bist eh nur der Azubi. Es kann sein, dass du deshalb den ganzen Tag nur blöd rumsitzt, dich langweilst und nur zuschauen darfst.
Ursachen
- Fehlendes Vertrauen: Hast du oder dein Azubi-Vorgänger schon mal ordentlich Mist gebaut? Dann kann es sein, dass du für dem Moment das Vertrauen von deiner Chefin oder den Kollegen verspielt hast. Sie muten dir nicht mehr viel zu und haben deshalb auch keine hohe Anforderungen an dich.
- Motivation: Kann es sein, dass du vielleicht ab und zu nicht wirklich motiviert bei der Arbeit bist? 😉 Dazu möchte ich dir dann gerne diesen Blogbeitrag von mir empfehlen zum Thema, wie du deine fehlende Motivation zurückbekommst. Wenn du kein Bock auf deine Arbeit oder deine Kollegen hast, haben deine Kollegen auf Dauer einfach auch kein Bock, dir richtige Aufgaben zu geben. Es ist ein Miteinander und wenn das nicht richtig harmoniert, dann wird es auch schwierig für dich mit richtigen Aufgaben.
- Keine Arbeit: Leider ist es manchmal so, dass die wirtschaftliche Situation in einem Unternehmen nicht so gut ist. Die Aufträge bleiben aus, die Kunden buchen eure Dienstleistung immer weniger und damit ist die Arbeit auch weniger. Wenn es keine Arbeit gibt, kann man dir auch keine entsprechenden Anforderungen geben.
- Zu viel Routine: Wenn dein Arbeitsalltag jeden einzelnen Tag gleich aussieht, dann kann das extrem langweiligen auf Dauer. Die Anforderungen sind demnach auch jeden Tag die selben. Wie soll man dir also hier höhere Anforderungen geben?
- Überqualifikation: Du bist ganz schön helle, hast vielleicht schon eine abgeschlossene Ausbildung oder ein Studium? Und deine Kollegen muten dir trotzdem keine größeren Aufgaben zu? Das ist echt frustrierend.
Maßnahmen
Natürlich gebe ich dir jetzt noch geeignete Tipps und Maßnahmen mit auf den Weg, wie du diesem Strudel wieder entkommen kannst:
- Kommunikation: Wie bei zu viel Anforderungen ist auch bei zu wenigen das Thema Kommunikation elementar! Sprich mit deinen Chefs und Kollegen ganz offen und sage ihnen, dass du dich unterfordert fühlst und das du mehr Aufgaben und Verantwortung bekommen willst. In der Regel wirst du in diesem Gespräch dann auch erfahren, weshalb das so ist. Wenn du überqualifiziert bist und dir deshalb schnell langweilig ist, dann sprich das an und sage, dass du zu mehr bereit bist und du dich oft unterfordert fühlst. Achtung: geh hier bitte nicht zu weit, ansonsten landest du ganz schnell wieder in den Überanforderungen von oben!
- Selbstreflexion: Es ist unglaublich wichtig, immer wieder selbst zu reflektieren wie man sich gibt, was man so macht und sagt, wie man ist und wie man auf andere wirkt. Wenn du ganz ehrlich zu dir selbst bist, bist du manchmal vielleicht wirklich nicht so motiviert und eher lustlos. Das solltest du ändern, also deine Einstellung und vor allem dein Auftreten. Dann wirst du auch ein anderes Bild ausstrahlen. Kommuniziere hier auch ehrlich, dass du es bemerkt hast und etwas ändern wirst. Dadurch wirst du auch zeitnah wieder mehr Aufgaben bekommen, wenn dein Standing sich bei den Kollegen und Vorgesetzten geändert hat.
- Vertrauen aufbauen: Wenn in der Vergangenheit schon mal etwas schief gelaufen ist und du deshalb keine so tollen Aufgaben mehr bekommst, dann sprich das offen an und sage, dass du dich bessern wirst. Fehler sind menschlich und kommen vor, dass ist absolut normal. Es ist nur schwierig wenn Fehler mehrmals passieren und dem Unternehmen das selbst viel Geld kostet. Überlege warum dir der Fehler passiert ist und warum du unkonzentriert und abgelenkt bist. Ändere in diesem Fall etwas an deiner Einstellung und deinem Arbeitsstil und vielleicht auch an deiner privaten Situation. Denn das Privatleben kann einen enorm von der Arbeit ablenken. Und sei nicht zu streng zu dir selbst: (erneutes) Vertrauen aufbauen kostet Zeit.
- Offenheit: Wenn es dem Unternehmen gerade nicht so gut geht oder du gefühlt jeden Tag die selbe Arbeit machst, dann sei offen für neues. Sag deinem Chef, dass du auch gerne mal andere Aufgaben übernehmen kannst bzw. willst und auch MUSST. Du bist deshalb bereit neues zu lernen und auch flexibel um dem Unternehmen in der schwierigen Lage beizustehen. Dafür muss man oftmals einfach offen und etwas flexibler sein. Aber beachte bitte, dass du als Azubi abwechselnde Aufgaben haben MUSST, denn du bist dort um zu lernen. Solltest du ständig die selben Aufgaben erledigen über Wochen und Monate, suche das Gespräch mit deinem Ausbilder und melde es ggf. in der Berufsschule.
Fazit
Wie du merkst kommt es total auf deine persönliche Situation an, welche Anforderungen an dich als Azubi gerichtet werden. Sind die Anforderungen zu hoch endet das oftmals in einer Überforderungen und Stress, was wiederrum zu Fehlern führen kann. Wenn die Anforderungen an dich aber zu gering sind, dann macht die Ausbildung ebenfalls kein Spaß. Es wird schnell eintönig und langweilig.
Genau deshalb solltest du hier ein gutes Mittelmaß für dich, deine Kollegen und deine Vorgesetzten finden. Im Zweifel ist der Punkt der Kommunikation nie verkehrt 🙂
Fallen dir noch mehr Punkte ein, die zu zu hohen oder zu geringen Anforderungen führen können? Wie geht es dir in deiner Ausbildung? Schreib´s gern in die Kommentare und lasst und darüber diskutieren.
In diesem Sinne, bis ganz bald
Lisa Kühn
Lisa hat AZUBeasy mit dem Ziel gegründet Azubis während der Ausbildung zu unterstützen. Jeder Azubi hat das Recht auf einen entsprechenden Support – Infos, die man in der Schule & dem Betrieb nicht bekommt. Hör beim Podcast von AZUBeasy rein – hier sind spannende Interviews mit (ehemaligen) Azubis zu finden. Viel Spaß beim stöbern!